Weihnachtsmärkte
Pro.Stimmungsvolles Ambiente der Vorfreude
Auch wenn es manchmal andernorts zu viel wird: Rund um den Stephansplatz ist der Adventmarkt stimmungsvoll und angemessen gestaltet.
Die Adventmärkte sind eine vielfältige Bereicherung für unsere Stadt, die Menschen aus der ganzen Welt anlockt. Im Schatten des Stephansdoms liegt die Verbindung von vorweihnachtlicher Stimmung und gläubiger Einstimmung auf das Fest der Geburt Jesu besonders nahe. Das Erscheinungsbild der Hütten ist auf den Dom abgestimmt, die qualitätsvollen, meist kunsthandwerklichen Waren und der bewusste Verzicht auf eine aufdringliche Beschallung ermöglichen ein Staunen und Wählen möglicher Geschenke für unsere Lieben.
Inzwischen sind sie aus dem adventlichen Stadtbild nicht mehr wegzudenken: die adventlichen Punschhütten, die durch den Verkauf des wärmenden Getränks wohltätige Organisationen unterstützen.
Nicht ohne Stolz kann ich sagen, dass am Stephansplatz sogar der gesamte Markt einen großartigen Beitrag für die Erhaltung des österreichischen Wahrzeichens leistet, die wesentlich dem Verein „Unser Stephansdom" anvertraut ist.
Am ersten Adventwochende erweitert sich der Markt vom Stephansplatz ins Curhaus als dem Pfarrhof von St. Stephan. Beim traditionellen Markt der Dompfarre wird viel Köstliches in Form von Weihnachtsbäckerei, Marmeladen, Likören und köstlichem Punsch angeboten – darüber hinaus viele, zumeist in eigener Werktstatt hergestellte, kleine Geschenke für den Gabentisch. Die Grabesritter offerieren Olivenholzschnitzereien, Olivenöl und Weihrauch, um soziale Projekte im Heiligen Land zu unterstützen.
Die Adventmärkte mit ihren stimmungsvollen Lichtern und übergroßen Adventkränzen helfen, die Zeit bis Weihnachten auf angenehme Art und Weise zu verkürzen. Sie sollen jedoch nicht den Blick auf das Wesentliche, das Geburtsfest Jesu Christi, verstellen.
Autor: Wiener Dompfarrer Toni Faber
Contra: Ja geht's denn noch schlimmer?!
Postwurfsendung an alle Haushalte zum alljährlichen, hochheiligen Weihnachtsfest: Heuer braucht es noch mehr Licht am Lichterbaum. Sie bekommen preisgünstige Krippen, stilecht, aus Holz und Baumrinde. Dazu einen Engel aus Brokat, der batteriebetrieben das Weihnachtsevangelium abspielt, Sterne aus Plastik, abwaschbar und somit nach den Festtagen leicht zu entstauben.
Weihnachtsmärkte, in Österreich auch Christkindlmärkte genannt, wachsen und florieren. Jährlich zur Adventszeit ziehen sie Millionen von Besucherinnen und Besuchern an und wurden über die Zeit hinweg zu einem bestimmenden Wirtschaftsfaktor der touristischen Wintersaison. Ganz nach dem Motto „Den Kundinnen und Kunden müssen Outdoor-Erlebnisse geboten werden, denn shoppen allein kann man auch im Internet" bilden die Weihnachtsmärkte unwiderstehliche Urlaubsanreize für Gäste aus Nah und Fern. Hier möchte man das spezielle weihnachtliche Flair genießen und so gehört der alljährliche Weihnachtsmarktbesuch unverzichtbar zum Pflichtprogramm eines Winterurlaubs.
Zu Weihnachten bekommt die Barmherzigkeit Gottes ein Gesicht. Jesus kommt auf die Welt. Gott wird Mensch. Arm und nur in Windeln gewickelt liegt der Erlöser im Stroh. In einem Stall kommt er zur Welt, da in den Herbergen ringsum kein Platz für ihn und seine Eltern war. - Städte mit bekannten Weihnachtsmärkten erzielen in den Wochen des Advents regelmäßig hohe Zuwächse im Bereich der Gästeaufenthalte und Nächtigungen. Die Nutznießer dieses Vorweihnachtsbooms sind demnach nicht nur die Marktstandbetreiber, sondern ebenso die Städte und Gemeinden. Alle partizipieren am Umsatz, am Geld, das hier ausgegeben wird: die umliegenden Geschäfte, die Hotels, Kaffeehäuser, der öffentliche Nahverkehr, die Taxifahrer. Und damit die Wertschöpfung noch gesteigert wird, beginnt das Glühweinbusiness bereits Mitte November und endet immer öfter erst nach Weihnachten.
Advent, das ist die stillste Zeit im Jahr. Es ist die Zeit der frohen Zuversicht und der gläubigen Hoffnung, schreibt Karl Heinrich Waggerl in einer seiner bekannten Weihnachtserzählungen. Es ist die Zeit, in der die Tage kurz und die Nächte lang sind. Tage, in denen man innehält, sich zum Schein einer Kerze setzt, Einkehr hält und das Herz für die Ankunft Jesu bereitet. - Bei unüberhörbarer Hintergrundbeschallung mit den Top Ten der weihnachtlichen Schlagerparade flaniert man durch ganze Weihnachtsmarktdörfer. Tausende Menschen drängen sich bei den Verkaufsständen vorbei. Mancher Marktstandbetreiber arbeitet bereits in der x-ten Generation auf Weihnachtsmärkten. Oftmals entscheidet der Weihnachtsmarkt über das gesamte Jahreseinkommen. So ist es nicht verwunderlich, wenn man im Gespräch mit Verkäufern zu hören bekommt: „Wir haben den Advent nie genossen, auch als Kinder nicht. Ich weiß, die Kirche verlangt Besinnlichkeit. Aber ich kann nur besinnlich sein, wenn die Kasse stimmt."
Leise rieseln die Geldscheine und der Schnee bleibt aufgrund der Klimaerwärmung immer öfter aus. - Eine letzte Bemerkung zum Schluss: Neben den Spitzenverdienern, den Markt(stand)beherrschern und einigen Idealisten, arbeiten auf den Weihnachtsmärkten auch Menschen, die nur wenig zum Leben haben. Sie arbeiten zu Dumpinglöhnen, um sich frierend in den Marktständen etwas dazuzuverdienen. Der Weihnachtsmarkt ist ein ökonomischer Mikrokosmos, für den dieselben Mechanismen gelten wie für die gesamte Wirtschaft. Wohin dies führt, sehen wir bereits, aber es kommt vielleicht noch schlimmer.
Günther Jäger. Der Autor ist Pastoralassistent der KHG Salzburg.