25. So. i. J . 24. 9. 2023

Aus einer Predigt des heiligen Bischofs Augustinus
Wir hören heute das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg. Es
passt gut in diese Jahreszeit, denn es ist ja die Zeit der Weinlese.
Hier geht es aber um die geistige Weinlese, bei der Gott sich an der Frucht
seines Weinbergs freut. So wie wir Gott in den kultischen Handlungen ver-
ehren, so kultiviert Gott uns als seinen Weinberg.
Durch unsern Kult machen wir Gott nicht besser. Doch indem er uns
kultiviert, macht er uns besser, gerade so wie ein Bauer seinen Acker besser
macht, wenn er ihn kultiviert. Gott ist ständig dabei, mit seinem Wort die
schlechten Keime aus unserem Herzen auszureißen, unser Herz mit dem
Pflug seines Wortes zu öffnen, die Saat der Gebote auszustreuen und die
Frucht unserer Hingabe zu erwarten. Unsere Frucht macht ihn nicht reicher,
sondern uns glücklicher. Für diesen Weinberg also hat der Herr Arbeiter angeworben: am frühen
Morgen, zur dritten, sechsten, neunten und elften Stunde. Als dann der
Lohn ausbezahlt wurde, sprach der Hausvater zu dem, der sich darüber beschwerte, dass alle gleichgestellt wurden: „Wenn ich dir etwas vorenthalten
hätte, wäre der Vorwurf rechtens, ich sei ein Betrüger und ein ungerechter
Mensch. Wenn ich aber gebe, was ich schuldig bin und auch sogar noch
schenke, wem ich will, dann kann der, dem ich etwas schuldete, mir nichts
vorwerfen, und der, dem ich etwas schenke, der muss sich noch mehr freuen.“
Der Lohn wird also für uns alle gleich sein, wenn auch die Ersten die
Letzten sind und die Letzten die Ersten. Denn der Denar ist das ewige Leben, und mit Bezug auf das ewige Leben sind alle gleich. Obwohl sie in verschiedenem Glanz leuchten wegen ihrer Verdienste, der eine mehr, der andere weniger. Was aber das ewige Leben betrifft – es wird für alle gleich sein.
Denn es wird für den einen nicht länger und für den anderen nicht kürzer
sein. Es ist immer ewig. Darum soll der, der es nach langer Zeit empfängt,
nicht gegen den murren, der es nach kurzer Zeit empfängt. Dem einen wird
es als Lohn gegeben, dem anderen als Geschenk, aber beiden dasselbe.